Schon mal was von der „Sofa Size-Rule“ gehört? Auf der Affordable Art Fair zählt vor allem was gefällt und – ganz wichtig – ob das gewünschte Bild noch über das heimische Sofa passt! Es geht hier also deutlich weniger elitär zu als auf anderen Kunstveranstaltungen. Die Objekte starten schon ab 100 Dollar und enden bei einem Maximalpreis von 10.000 Dollar. Meine Kollegin Laura Pfirrmann hat sich mit Künstlerin Christine Hofmann auf der New Yorker Messe zum „Insider-Plausch“ getroffen!

Laura Pfirrmann (HIPSTER HOME), „Cosmic Girl“ von Nemo Jantzen, “Ice Cream Float Jar” von Jacqueline Tse

Welche Art von Kunst ist bei den New Yorkern gerade hip?

Der New Yorker Kunstkäufer interessiert sich vor allem für neue Materialien, wie zum Beispiel Kunstharz. Bei der diesjährigen Affordable Art wird auffallend wenig traditionelle Kunst gezeigt. Realistische Gemälde oder Öl auf Leinwand sieht man selten. Die am häufigsten eingesetzten Materialien sind Kunstharz und Holz. Die Herstellung und Verarbeitung von Kunstharz ist ein schwieriges und langwieriges Verfahren. Dafür haben die Werke aber einen sensationellen Effekt auf die Kunden! Sie sind von der glänzenden Oberfläche und dem einmaligen, polierten Look begeistert. Die meisten dieser Werke kommen ohne Rahmen aus und beeindrucken oft schon durch die Geschichte des Entstehungsprozesses.

Bild im Wellblachlook NY von Ross Tamlin und Kunstharzobjekt von Marcelo Suazanbar

Verbunden mit der eigenen Stadt

Vor allem Kunst mit dem Thema“ New York“ kommt sehr gut an, wie zum Beispiel das Werk „New York“ von Tommy Penton (s. Foto). Die nachgefragtesten Werke sind meisten in einer Größe, mit der sie noch gut über das heimische Sofa passen (Sofa Size -Rule).

New Yorker lieben Kunst, die zugänglich und kommunikativ ist. Und auf der AFF wird viel kommuniziert. Sei es in Diskussionsrunden mit Auktionshäusern oder in Panels mit Künstlern. Hier werden kleine Einblick geschaffen in die Entstehung und die dazugehörenden Stories der Bilder. So kann man sich sofort mit den Künstlern und deren Werken identifizieren.Es wird eine Art persönlicher Bezug geschaffen.

„Untitled“ von Xavi Carbonell, „New View“ von Ginger Fox

Welche ausstellenden Künstler sollte man im Auge behalten?

Großes Potential ist zu sehen bei Xavi Carbonell mit seinen “ Kinderbildern” und bei Ginger Fox, die realistische Kunst mit abstrakter Kunst kombiniert (s. Foto). Auch die Künstlerin Fran Mora mit ihren Bildern von Alltagsgegenständen sollte man sich merken.

Europäische Kunst für die breite Masse

Wie unterscheidet sich die Affordable Art in den USA von der in Europa?

Europäische Kunst richtet sich mehr an die breite Masse, während amerikanische Kunst im erschwinglichen Bereich sich mehr auf das Handwerk, die verwendeten (neuen) Materialien und ihre Geschichte der Entstehung fokussiert.

„Kommerzielle Kunst macht Spaß“

Man unterscheidet zwischen kommerzieller Kunst und bildender Kunst. Wo liegen die Unterschiede genau?

Viele Künstler üben in ihren Anfängen meist zwei Jobs gleichzeitig  aus. Neben einem regulären Tagesjob widmen sie sich, meist nachts, ganz ihrer Kunst. Auch wenn sie es endlich auf den Radar von Kunstliebhabern geschafft haben, ist es meist immer noch ein langer Weg, bis es ihre Arbeiten in Galerien, Privatsammlungen oder sogar Museen schaffen. Im Idealfall findet der Künstler einen Sponsor, der diesen Weg mitfinanziert. Da nicht jeder einen Sponsor findet, gibt es viele Künstler die strikt zwischen ihrer bildenden Kunst und ihrem kommerziellem Kunsthandwerk unterscheiden und beides “produzieren”. Letzteres ist auch die Auftragsarbeit. Die bildenden Künste sind meist das Wertvollste eines Künstlers, ihre Babies, ihre Leidenschaft und ihre Ausdrucksweise um etwas sehr Persöhnliches darzustellen. Kunst die um ihrer selbst willen existiert, sich aber oft nicht verkaufen lässt. Kommerzielle Kunst dagegen macht Spaß, es gibt keine Erwartungen, keine Einschränkungen, keine Grenzen. Kommerzielle Kunst ist ganz auf die Bedürfnisse der Kunden ausgerichtet und multiplizierbar. Sie kann auf der Straße, zu Hause oder praktisch überall verkauft werden.

 

Kunst und ihre Wirkung

“Ice Cream Float Jar” von Jacqueline Tse, “Warhology red & caps“ von Francois Bel

Wie beeinflusst die Präsentation der Arbeiten ihre Geschichten, Wahrnehmung, Wirkung und vielleicht sogar ihren Wert?

Das Zeigen von künstlerischen Arbeiten in einer Galerie, in privaten Sammlungen oder auf der Straße beeinflusst ihre erzählerische Wahrnehmung und Wirkung immens. Die Präsentation der Arbeit hängt allgemein stark von den verwendeten Materialien, der dahinterstehenden „Story“ und dem Zeitpunkt ab. Die Künstlerin und Fotografin Rhea Karam beispielsweise, produziert auf der Straße kommerzielle Kunst und verkauft sie auch unter anderem dort. Mit ihrer bildenden Kunst, welche in einem Atelier entsteht, will sie hingegen eine bestimmte Wirkung erzielen. Mit der Serie Déraciné (Uprooted) erreichte sie zum Beispiel, dass in ihrer Heimatstadt Beirut mehr Grünflächen geplant wurden. Die Serie besteht aus Bäumen, die die Künstlerin im New Yorker Central Park fotografiert und anschließend gedruckt und gemalt hat. Diese Bäume wurden dann in Beirut auf öffentlichen Wänden präsentiert. Karam wollte damit die Stadtplanung kritisieren und den Mangel an öffentlichen Grünflächen in der Stadt an den Pranger stellen.

Interview-Partnerin Christine Hofmann

Die gebürtige Augsburgerin war schon immer an Kunst, Reisen, Kulturen und Sprache interessiert. Nach ihrem Studium an der Deutschen Meisterschule fuer Mode in Muenchen, mit der Ausrichtung Grafik- und Kommunikations-Design, arbeitete sie mehrere Jahre als Grafikdesignerin im Bereich Kommunikation und Werbung in Muenchen und London. 2006 startete sie als Mitglied an der Art Students League of New York, wo sie mit Künstlern wie Kenneth McIndoe, Know Martin, Eric Alberts, Mary Beth McKenzie, Dan Gheno and Michael Grimaldi studiertere. Ihr künsterlicher Fokus liegt auf der bildenden Kunst, besonders in der Porträtkunst. Nach einigen spannenden Jahren in Sao Paulo, Brasilien, lebt und arbeitet sie seit 2016 wieder in Brooklyn, New York. Fuer Ende 2019 plant sie die Eröffnung der ersten Filiale von Brooklyn Atelier, einer Kreativwerkstatt für Kinder, in Frankfurt.

Übrigens, solltet auch ihr euch inspirieren lassen wollen und habt Interesse an der Affordable Art Fair: vom 14. bis zum 17. November 2019 gastiert die AAF in Hamburg. Tolle bezahlbare Kunst bekommt ihr natürlich auch jederzeit hier bei HIPSTER HOME.

 

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