Dank Instagram & Co. haben wir mittlerweile alle verstanden, was ein gelungenes Foto ausmacht – nämlich gutes Licht und die perfekte Ausleuchtung! Doch der texanische Fotograf und Filmemacher Ryan Booth bricht mit diesen Grundregeln der Fotografie! Unsere New York-Korrespondentin Laura Pfirrmann hat Ryan, der mit einem Kurzfilm bereits den ersten Platz beim Sundance Film Festival gewann, getroffen und unter anderem über die Magie der „Blauen Stunde“ gesprochen. Was sich dahinter verbirgt? Lest weiter…

Foto-Künstler Ryan Booth arbeitet vollkommen anders als seine Kollegen. Seine Fotos erwecken den Eindruck, als wolle er Licht vermeiden. Ryan arbeitet mit Schatten, indirektem Licht oder dem sogenannten Zufallslicht. Er nutzt Licht das entsteht, wenn es sich an einer Oberfläche wie beispielsweise Fliesen, Beton, nassem Boden oder an einer vorbeifahrenden U-Bahn spiegelt. Er arbeitet mit den unterschiedlichsten Lichtwinkeln, und hat bei seiner Suche nach dem richtigen Licht eine beinah mathematische Herangehensweise. Das eigentliche Motiv ist dann fast schon zufällig und entsteht aus dem Moment.

Faszination „Blue Hour“

Sein „Lieblingslicht“ ist die sogenannte “Blue Hour”. Die „Blaue Stunde“ ist die Lichtsituation kurz nach dem Sonnenuntergang und direkt bevor es dunkel wird. Das Zeitfenster für Bilder ist entsprechend kurz und je nach Jahreszeit und Ort zu einem anderen Zeitpunkt. Dieses besondere Licht der „Blue Hour“ hat Ryan schon immer begeistert und seinen Fotostil als auch seinen Filmstil wesentlich geprägt. In seinen Werbe- und Kinofilmen versucht der Texaner,  Situationen entstehen zu lassen, die den Eindruck erwecken, es sei kein künstliches Licht zum Einsatz gekommen.

 

 

Foto: Ryan Booth

Ryan, was bedeutet dir die Fotografie?

Die Fotografie ist für mich einmalig. Sie ist genau der kreative Bereich, den ich nicht zum Leben brauche. Der Bereich, in dem mir niemand sagt, was ich zu tun habe und es keine Erwartungen an mich gibt, außer meine eigenen. Die Fotografie ist meine persönliche “fine arts”. Ganz im Gegensatz zu meiner kommerziellen Kunst, der TV-Werbung und meinen Filmen, mit welcher ich meinen Lebensunterhalt verdiene.

Foto: Ryan Booth

„Man sieht die Menschen wie sie sind – ohne Fassade“

Was begeistert dich daran Menschen in New York zu fotografieren?

Das Einmalige an New York City ist, dass man jederzeit von so vielen unterschiedlichen Menschen und so vielen diversen Geschichten umgeben ist. Und gerade weil niemand wirklich zu keiner Zeit unbeobachtet ist, sind die New Yorker in der Öffentlichkeit sehr entspannt. Die Menschen hier leben ihr Leben sozusagen „gezwungenermaßen“ mehr in der Öffentlichkeit als an vielen anderen Orten dieser Welt. Und genau deshalb hat man als Fotograf in NYC die Möglichkeit, so viele authentische Momente einzufangen. Man sieht die Menschen, wie sie sind – ohne Fassade.

Wenn ich Leute im Vorbeigehen betrachte und mich frage “Wie bestreitet er seinen Lebensunterhalt?” oder “Was erwartet sie als nächstes in ihrem Leben?”, dann weiß ich, das ist der richtige (unbeobachtete) Moment, den ich mit der Kamera konservieren muss.

Anmerkung der Redaktion: Auf Ryans Fotos sieht es immer so aus, als wäre die abgebildete Person völlig allein. Jeder, der schon einmal NYC bereist hat, weiß, dass die Stadt zu jeder Tag- und Nachzeit voller Menschenmassen ist. Als Fotograf achtet Ryan stets darauf, eine ruhige Energie auszustrahlen und er versteckt sich nicht bei seinen Aufnahmen. Heimlich Bilder zu machen würde schnell als Gefahr von Leuten empfunden werden. Er geht immer das Risiko ein, sich mit der Zielperson persönlich auseinander setzen zu müssen.

Foto: Ryan Booth

Was geschieht, wenn jemand bemerkt dass er von dir fotografiert wird?

(Ryan lacht) Meistens bemerkt es niemand. Jeder in New York ist zu jeder Zeit mit irgendetwas beschäftigt. Aber wenn es jemand bemerkt, dann interessiert es den Fotografierten entweder nicht, oder ich werde höflich gefragt, warum ich ihn fotografiere. Mit Antworten wie “Du siehst interessant aus” oder einem Kompliment “Ich mag deinen Style” wird jeder Situation die Spannung genommen und mein Gegenüber ist zu 99%  einverstanden mit der Aufnahme.

Foto: Ryan Booth

Ryan, der Instagrammer

 Dein Instagram-Channel @ryanbooth hat über 70.000 Follower und du bist Gründer eines Hashtags (#fujiframez), unter dem weit über eine halbe Millionen Bilder verlinkt sind. Wie wichtig sind soziale Netzwerke für dich als Künstler ?

Für mich ist etwas zu kreieren auch, es zu teilen. Bei meinen Projekten dauert es lange, bis sie veröffentlicht werden. Meine Werbespots brauchen vom Pitch bis zum ersten Erscheinen im TV gut drei bis fünf Monate, meine Filme teilweise zwei bis drei Jahre. Social Media gibt mir als Künstler die Möglichkeit, etwas von mir sofort zu veröffentlichen. Ich brauche das, um als Künstler glücklich zu sein. Eine Veröffentlichung und eine entsprechende Anerkennung nur alle paar Jahre wäre nichts für mich.

Was die Anzahl meiner Followers betrifft: Ich generiere mit dem Einsatz von Social Media kein Einkommen, aber ich kann viele Menschen mit meiner Kunst direkt erreichen und bekomme sofort Feedback und positive Kritik. Das treibt mich an.

Wie kam es zu dem ungewöhnlichen Hashtag #fujiframez?

Ich habe 2016 begonnen auf Instagram jeden Tag ein Bild zu posten. Damals verwendete ich eine Fuji Kamera für meine Aufnahmen und ein automatisches Abo, das alle meine Instagrambilder automatisch zu einem Fotobuch zusammenstellte. Somit bekam ich  permanent Bücher nach Hause geschickt. Eine digitale Alternative zu diesem Abo war die Verwendung eines selbstdefinierten Hashtags. Meine Follower haben somit unter diesem Hashtag alle meine Bilder gesehen und angefangen, ihn selbst zu verwenden.

„Ich konzentriere mich auf meinen ersten Kinofilm“

Was planst du für die nähere Zukunft? Vielleicht einen Bildband mit all deinen fantastischen Aufnahmen, einen neuen Film?

Dieses Jahr konzentriere ich mich definitiv auf meinen ersten Kinofilm. Dieses Projekt beansprucht den größten Teil meiner Zeit. In Zukunft möchte ich gerne TV Shows produzieren. Ein Buch mit meinen NY-Aufnahmen? Hm, definitiv ein Ziel, aber nicht so lange ich in New York City lebe. Diese Stadt hat mich so geprägt als Künstler. Das wäre dann ein schönes Abschlussprojekt. Denn als Künstler muss ich nicht unbedingt in NYC leben. Meine Arbeit funktioniert mittlerweile von Überall aus.

Über Ryan:

Ryan Booth’s Karriere begann 2011, als er mit einem seiner selbstproduzierten Kurzfilme beim Sundance Film Festival den ersten Platz gewann. Nach diesem Erfolg kündigte er spontan seinen Job und konzentrierte  sich ausschliesslich auf das Filmemachen. Seine ersten kommerziellen Aufträge bekam er von Fox, MTV, Spotify, Under Armour, Pepsi und Budweiser. Musikvideos produzierte er unter anderem für Atlantic Records, Sony und Universal Music.

Noch mehr über Ryan unter www.ryanbooth.net

Foto: Ryan Booth

 

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