Kaum ein Trend passt so wunderbar zum aktuellen Boho-Stil wie Makramee. Die ebenso einfache, wie kunstvolle Knüpftechnik ziert momentan vor allem  Wohnzimmerwände. Aber sie ist auch eine tolle Verzierung für hängende Topfpflanzen.

Dieses handgemachte Makramee erinnert an einen Sonnenuntergang. Es ist bis zur Hälfte eingefärbt. Wer es außergewöhnlich mag, hängt seine Blumentöpfe in die Luft. Mit einer handgeknüpften Halterung. Beides von makrammuri.
Makramee hat verschiedenste Ursprünge, die vom Orient, über Südeuropa bis nach Südamerika reichen. Wer genau die Knotenliebe zuerst entdeckt hat, lässt sich nicht mehr genau sagen, fest steht aber: In den 70er Jahren hatte sie in Deutschland ihren Höhepunkt.

Vom Hippie- zum Hipster-Liebling

Kein Wunder, dass die Flower-Kids auf Makramee standen und es von dort, den Weg ins Establishment fand. Die Wand-Dekoration spiegelte nicht nur die plötzlich aufkeimende Lust an fernen Ländern und fremden Kulturen wieder, sie passte auch in das damalige DIY-Revival.

Wie gut Makramee zum angesagten Boho-Stil passt, zeigt Inken auf ihrem Instagram-Account @inoraandthemoon. Handarbeit, Re- und Up-Cycling und alles was sich unter DIY zusammenfassen lässt, ist schließlich aktueller denn je:

DIY – kurz für „do it yourself“ – war im und kurz nach dem zweiten Weltkrieg eher ein notgedrungenes Übel. Wer trotz widrigster Umstände noch halbwegs modisch gekleidet sein wollte, schneiderte sich Kleider aus alten Tischdecken, Vorhängen und Bettbezügen. In den 70ern brachten die Blumenkinder mit DIY ihren Wunsch nach Individualismus und Rebellion zum Ausdruck. Bloß nichts von der Stange – lieber Secondhand und aufgehübscht. So sollte auch die Wohnung nicht so spießig und konform aussehen, wie die der Eltern, der Generation Wirtschaftswunder.

Wohnst du noch oder lebst du schon?

Die Frage eines großen schwedischen Möbelhauses beschreibt die Boho-Bewegung und den aktuellen Makramee-Boom nur zu gut! Der Clean-Chic – quasi die Gegenbewegung – verrät fast nichts über seine Bewohner. Er bleibt ein unbeschriebenes Blatt. Doch wer sich traut bei Einrichtung und Dekoration aus dem Vollen zu schöpfen, verrät viel über sich. Der öffnet sich und macht sich verletzlich.

Genau wie Anna auf ihrem Insta-Account @mannacrame. Vor taubenblaue Wänden hängt sie XL-Macramee in Beige- und Senftönen:

Nicht jedem gefällt das etwas Überbordende, das Meer an Statement-Kissen, Kerzen, Teppichen, Poufs und Bilderrahmen. Doch wer nach dem Prinzip „dare to deco“ lebt, will eben lieber Angriffsfläche bieten als eine Teflonfläche sein, an der alles abperlt und nichts Spuren hinterlässt. Und so lebt auch der Makrame-Knüpfer: Während andere ihn noch als Alt-Hippie und Öko belächeln, knotet er mit einer Zen-Ruhe das nächste Kunstwerk. (Und mit etwas Glück entdecken wir es dann auf Dawanda, Etsy & Co.). Auf dem Instagram-Account „Macramé – Handmade in Jakarta“ kann man in kleinen Zeitraffer-Videos sehen, wie ein Makrame entsteht:

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